Kunst als wissenschaftliche Versuchsanordnung
Dort spürt sie aber weniger Hirnströmen nach. Vielmehr nimmt sie zum Teil eigene Arbeiten unter die sezierende „Lupe“, die als QR-Codes an der Wand mit einem I-Pad „gelesen“ werden können oder als lange Reihe willkürlich anmutender Bildsequenzen am Betrachter vorüberflimmern – sofern er die Videobrille aufsetzt. Anabel Jujol (geboren 1966 in Essen) spielt in ihrer gut zweistündigen Performance mit diesen vermeintlich wissenschaftlich daherkommenden Eindrücken, hinter denen bei aller Abstraktheit im Einzelnen immer wieder der Mensch im Gesamtkontext aufscheint.
Die unterschiedlichen Räume im Jungen Museum werden so zum Parcours des Denkens, Fühlens und Ertastens und stehen so sicherlich auch für die Möglichkeiten menschlicher Wahrnehmung, sondern verweise auch ein fast hilflos anmutendes Ausgeliefertsein an ein System „Wissenschaft“. Ein längerer Aufenthalt – auf jeden Fall mehr als nur fünf Minuten – in diesen Gedanken-Räumen ist ernsthaft zu empfehlen.