„Legt den Leo an die Kette“ / Redebeitrag

„Legt den Leo an die Kette“
3. Mai 2014 / Protest zur bevorstehenden Aktionärsversammlung des Rüstungskonzerns Rheinmetall

Mein Redebeitrag zum Nachlesen
„Am Anfang ist das Wort. – Das ist ein Wun der, dem wir zu verdanken haben, daß wir Menschen sind. – Doch zugleich ist es ein Hinterhalt, eine Prüfung, eine List und ein Test. –
Größer vielleicht, als es Ihnen scheinen mag, die Sie unter den Bedingungen einer großen Freiheit des Wortes leben, also in Verhältnissen, in denen es scheinbar so sehr auf die
Worte nicht ankommt.
Es kommt auf sie an.
Es kommt überall auf sie an.“

Diese Worte stammen von VÁCLAV HAVEL
* 5. 10. 1936 + 18. 12. 2011
Schriftsteller und Förderer des Politrocks, Dissident und Mitgründer der Charta 77, politischer Gefangener, Protagonist der samtenen Revolution von 1989 und Präsident Tschechiens.

Wir leben in einer Zeit der vielen Bilder, aber auch der vielen Worte. Wir sind nicht mehr stumme Konsumenten von Worten, wir haben selbst mehr Macht über das geschriebene und auch über das gesprochene Wort. Ob über soziale Netzwerke, Blogs, Videoportale, Kurznachrichtendienste, wir teilen Informationen, bewerten diese, tauschen uns aus.

Deshalb müssen wir es nicht mehr stumm ertragen, wenn Konzerne mit ihren Werbebotschaften unsere Vorstellungen verletzen und deshalb gibt es virale Kampagnen und Shitstorms im Netz.

VÁCLAV HAVEL sagt auch:
„Dasselbe Wort kann einmal demütig und ein anderes Mal hochmütig sein.“

Ich behaupte, das selbe Wort kann so verwendet werden, dass es zu seiner eigenen Perversion wird.

Die Firma Rheinmetall hat auf Ihrer Homepage eine Rubrik, die nennt sich „Corporate Social Responsability“

Ich zitiere wörtlich:
„Kontinuität, Wandel und Fortschritt – Rheinmetall ist seit seiner Gründung vor 125 Jahren ständig in Bewegung. Unternehmerisches Handeln hat weit reichende Auswirkungen. Dauerhaften Erfolg hat ein Unternehmen nur, wenn es ökonomische, ökologische und soziale Kriterien aufeinander abgestimmt in die Geschäftstätigkeit integriert und Mehrwert für sich, seine Mitarbeiter und die Gesellschaft schafft. Für Rheinmetall ist es daher selbstverständlich, im Rahmen seiner Möglichkeiten seinen Beitrag zu einer wirtschaftlich stabilen und ökologisch verantwortlichen Entwicklung der Gesellschaft zu leisten….“

Rheinmetall ist seit seiner Gründung vor 125 Jahren ständig in Bewegung. Unternehmerisches Handeln hat weit reichende Auswirkungen?

Nun, das Unternehmen war gerade 25 Jahre jung, aber es war bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges einer der größten Rüstungshersteller im Deutschen Kaiserreich.
Fast 50 Tausend Angestellte und Arbeiter arbeiteten im 1ten Weltkrieg für diese Firma, Tausende mussten entlassen werden, als nach Kriegsende der Versailler Vertrag eine Umstellung auf zivile Produktion verordnete.
Ab 1921 erlaubten die Bestimmungen der Alliierten wieder die Produktion von Waffensystemen in geringer Stückzahl. Im Rahmen der Kriegsvorbereitungen der nationalsozialistischen Diktatur entwickelte und produzierte Rheinmetall-Borsig ab Mitte der 1930er Jahre im Auftrag des Reichskriegsministeriums Waffen und Munition.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Rüstungsproduktion maximal gesteigert und die Entwicklung neuer Waffensysteme gefordert. Während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten tausende Zwangsarbeiter in den Rheinmetall-Betrieben.

Ich zitiere erneut:
Dauerhaften Erfolg hat ein Unternehmen nur, wenn es ökonomische, ökologische und soziale Kriterien aufeinander abgestimmt in die Geschäftstätigkeit integriert und Mehrwert für sich, seine Mitarbeiter und die Gesellschaft schafft.

Nun, wie in einem solchen Konzern soziale und ökonomische Interessen gegeneinander gewichtet werden, hat der kurze Blick auf die Historie gezeigt. Dabei habe ich das Kapitel der Streubomben nicht mal gestreift.

Welches sind die sozialen Kriterien, die seit über Hundert Jahren dazu führen, dass ein Unternehmen tödliche Waffen herstellt und nur, wenn es unter Druck gerät, auf zivile Produkte umsteigt?

Welches waren die sozialen Kriterien, die rechtfertigten, dass Tausende Zwangsarbeiter in den Betrieben arbeiteten? Sind es dieselben Kriterien, die erklären warum mit systematischen Schmiergeldzahlungen griechische Militärs zwecks Abstimmung ökonomischer Kriterien auf die sozialen Kriterien eingeseift wurden?

Zitat:
„Die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen ist von elementarer Bedeutung. Der sparsame Einsatz von Rohstoffen und Energie sowie die Vermeidung schädlicher Auswirkungen auf die Umwelt in allen Geschäftsprozessen führen zu einer stetigen Verbesserung der ökologischen Ergebnisse im Konzern. Das Verantwortungsbewusstsein der Mitarbeiter gegenüber der Umwelt wird auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette gefördert. Moderne, sichere Anlagen zertifizierter Fertigungsstandorte gewährleisten ressourcenschonende und emissionsarme Produktionsprozesse. Die nachhaltigen Naturschutz- und Bauprojekte von Rheinmetall haben Vorbildcharakter.“

Ein Geschäftsprozess ist nach dem Verkauf des Panzers – äh Kettenfahrzeugs – abgeschlossen. So lässt sich erklären, warum es anscheinend kein Wiederspruch ist, wenn die Waffen die man hergestellt hat auf vielfache Weise natürliche Lebensgrundlagen, wie beispielsweise menschliche Körper, – äh weiche Ziele – vernichten.
Und die Ökobilanz eine Leo Panzers der im Schnitt 500 Liter Dieselöl auf 100 Kilometer verbraucht wird ja vielleicht dadurch gerechtfertigt, dass Rheinmetall mit nachhaltigen Naturschutz- und Bauprojekten BLA BLA BLA.

Szenenwechsel:

„Es sind Szenen blinder Brutalität. Abgespielt haben sie sich in der Nacht des 9. Oktober 2011 auf den Straßen Kairos. Auf den wackeligen Handyvideos sind friedliche Demonstranten zu erkennen, Studenten, christliche Kopten. Sie marschieren auf das Rundfunkgebäude Maspero zu.
Doch dann kommen die Panzer, und die Masse gerät in Panik. Die schweren Fahrzeuge nehmen Kurs auf die Menge. Sie bremsen nicht. Im Gegenteil: Sie beschleunigen, halten auf die Menschen zu. Am Ende sind ein Dutzend Kämpfer für Demokratie tot, zertrümmert von der stählernen Armierung der Wagen oder zerquetscht von deren Vollgummireifen.“

In Rheinmetall Sprech heisst das dann:
„Wirkung geht vor Deckung – erst recht in den heutigen Einsatzgebieten! Um sich effektiv schützen zu können, kommt es für unsere Soldaten mehr denn je darauf an, potentielle Bedrohungen nicht nur früher zu entdecken, zu erkennen und zu identifizieren, sondern auch mit hoher Präzision und adäquater Intensität zu neutralisieren.“

„Durch das veränderte Einsatzspektrum der Streitkräfte haben sich die Anforderungen an Kampfpanzer stark verändert.“

Wen wundert es dann, dass Rheinmetall im Einklang mit den sozialen und ökologischen sowie ökonomischen Kriterien ein Upgrade des Leo 2 A4, speziell für den Straßenkampf entwickelt hat. Und wen wundert es, dass Indonesien jüngst 62 von diesen für die Aufstandsbekämpfung optimierten effektiven Tötungsmaschinen mit Kettenantrieb erworben hat. Schließlich muss die indonesische Regierung im Rahmen der Proteste rund um Palmölproduktion auf einen Ausgleich sozialer, ökologischer und ökonomischer Interessen achten.

Deswegen ist es mehr als folgerichtig, dass der neue Leo einen passenden Namen bekommen hat, der im doppelten Sinne und mit vernichtender Logik aufzeigt wofür, bzw. wogegen er gemacht ist,:
MBT REVOLUTION!

Da wir in einer Zeit der vielen Worte vieler Menschen leben, nehmen wir uns hier die Freiheit und die Macht über die richtigen Worte.

Waffen neutralisieren nicht, sie töten Menschen brutal und schmerzvoll und die Kriterien mit denen ökologische, ökonomische und soziale Ziele einer Waffenfabrik in Einklang gebracht werden heißen: Profitgier, Skrupellosigkeit, Unbarmherzigkeit, Habsucht, und alle anderen niederen¬¬ Beweggründe für den kommerzialisierten MORD.

Für Occupy ist Platzbesetzung und Themenbesetzung ein wichtiges Mittel des Protests.

Ergreift das Wort, nennt die Dinge beim Namen!

Befreit Euch aus der scheinbaren Ohnmacht und informiert Euch, vernetzt Euch, engagiert Euch! Macht euch verantwortlich !
Handelt verantwortlich auch und besonders mit und im Protest–
Ein Anfang ist das Wort!

 

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