Dresdner Gespräche oder kennst Du das Land wo die Rassisten blühen?

Der Rassist ist zu Besuch.
In Dresden steht heute seine Bühne.
Der Rassist ist groß und stattlich, macht eine gute Figur.
Das Mikro hält er locker,
die Rampe ist sein Freund.
Ein Malocher sei er, sagt der Rassist. Ein Kumpel.
Ein Steiger.
Er habe Humor, sagt der Rassist. Wenn nicht, hätte er ja schon Schaum vorm Mund, bei dem ganzen Wahnsinn
hier in unserem Land, ätzt der Rassist.
Er tritt seinen Dialekt breit.
Er hoffe man verstünde ihn, grinst der Rassist.
Klasse wär’s in Dresden, freut sich der Rassist.
Seine Frau sei „die Intellektuelle inne Familie“, sagt er.
Deshalb kenne er jetzt jedes Museum und habe alles überstanden, sogar die klassischen Meister, witzelt der Rassist.
Schon seit über 25 Jahren macht er Politik:
Schmeicheln kann er, der Rassist:
Von Weihnachtsmärkten, dem Erzgebirge und Steigerschnaps schwärmt er in höchsten Tönen, der Rassist.

Applaus für den Rassisten.

Aus Gelsenkirchen Schalke kommt der Rassist.
Schon sein „Oppa“ war Bergmann,
der „Vadder“ bei Thyssen, sagt der Rassist.
Wir waren Sozialdemokraten, wie es sich gehört,
wollten Fleisch aufm Teller,
Butter aufm Brot
und dass es den Kindern besser geht, sagt der Rassist.
Die Welt wollten wir nie retten, sagt der Rassist.
Die 68er, die Sozialromantiker, diese Angestellten, Pädagogen,
die  hätten die Partei übernommen und das nicht verstanden,
sagt der Rassist.
Die machten Politik für Minderheiten,
für Leute die Probleme haben, sagt er.
Für die Normalen, die sich an Regeln halten,
nicht drogensüchtig sind, für die tät die Partei nichts,
klagt der Rassist.

Applaus für den Rassisten.

Seine Klappe sei schon immer groß gewesen, prahlt der Rassist
und erzählt wie er Jugendvertreter, Gewerkschaftler,
Betriebsrat und Stadtrat wurde.
Zu seiner Zeit, da war die SPD noch alternativlos
und habe das Geld mit der Schippe raus gehauen, erzählt der Rassist. Filz und Korruption sei ganz normal, sagt der Rassist.
Von oben nach unten werde Politik gemacht, erzählt der Rassist.
Die verachteten ihre eigene Basis, die hielten die Leute für dumm,
dumm sei er aber nicht, sagt der Rassist.
Er erkläre mal wovon er Ahnung habe, sagt der Rassist:
Von der Entwicklung.

Applaus für den Rassisten.

Die Schwerindustrie sei zusammengebrochen,
keine neuen Arbeitsplätze seien geschaffen worden,
die CDU spare den Rest kaputt, erklärt der Rassist.
Recht anschaulich – macht viele Worte, der Rassist.

Und dann…? fragt der Rassist
und kommt zum Punkt:
Dann habe die EU die Grenzen geöffnet.
Dann seien sie gekommen,
zu Abertausenden, Bulgaren und Rumänen
und er brauche nur ein Wort, ein einziges Wort,
ein Wort, das man nicht sagen dürfe,
sonst sei man ein Rassist, sagt der Rassist.
Ein Wort so böse wie Negerkuss oder Sankt Martin, sagt der Rassist; und wie Rumpelstilzchen hüpft er auf der Bühne herum, der Rassist, und ruft:

Zigeuner!
Zigeuner!
Zigeuner!

 

rose-reil

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